Die Destillierte Bibliothek [KIRM #3]

Die Destillierte Bibliothek ist ein interessanter Fall drüben auf Walking Papercut, und kommt mit einem ebenso interessanten Satz von Zufallstabellen mit denen du eine Vielzahl von Buchtiteln für dein Spiel erstellen kannst – genug für eine ganze Bibliothek! Und jetzt schauen wir uns an wie man diesen Gegenstand in echt nachbauen könnte.

the distilled library, an ai-generated artifact that consists of a glass dome over a bunch of small books covered with sand, and a watery explosion bursting through a crack

Die Basis – Holzarbeit

Es ist wahrscheinlich am einfachsten mit der Basis anzufangen, da sie im Folgenden die Form für die Kuppel vorgibt. Soweit ich das sagen kann ist diese Basis nicht symmetrisch. Ich würde mit einem Stück Holz in entsprechender Größe anfangen. Eine Bandsäge mit ausreichender Arbeitshöhe wäre da ideal um die Welle der Basis zu erstellen, aber ein Bandschleifer* mit entsprechend aggressiver Körnung würde genauso gut funktionieren (wenn auch mit viel größerer Sauerei).

Sobald die Grundform erstellt ist muss die Oberfläche glatt geschliffen werden. Manches davon kann man allerdings auch Lack überlassen, denn es muss nicht zwingend wie poliertes Holz aussehen. Denk daran eine ausreichend große flache Stelle am Boden zu belassen, damit das Ding am Ende noch stehen kann.

Alternative: Drechseln

Auch wenn der Teil nicht symmetrisch ist und deshalb nicht ohne weiteres an einer Drechselbank* gedrechselt werden kann, es gibt eine Möglichkeit es anzunähern indem man etwas größeres drechselt – mindestens der doppelte Durchmesser der gewünschten Basis. Stell dir das Ding neben der Rotationsachse vor, und erzeuge die Form die du haben willst dort.

Schließlich brauchst du eine Bandsäge, eine Dekupiersäge*, oder eine Laubsäge* um die Basis aus dem Werkstück zu sägen. Schleifen und Streichen trifft hier genauso zu wie oben, und vergiss nicht die flache Auflagestelle.

Die Glaskuppel – Recycling

Zunächst mal wäre es vielleicht möglich ein Glasstück zu finden, dass vage wie die nötige Kuppel aussieht, aber davon würde ich abraten. Das Teil muss auf die schiefe hölzerne Basis passen, und Glas zu formen mag möglich sein, bedeutet aber meiner Meinung nach nur Ärger.

Stattdessen würde ich eine Plastikflasche nutzen, vorzugsweise eine ohne zusätzliche Designelemente wie Wellen oder Noppen. Die kannst du dann mit einer einfachen Schere in Form schneiden, so dass sie zur Krümmung der Basis passt. Und wenn das aus irgendwelchen Gründen schiefgehen sollte wäre es keine große Investition eine weitere Flasche zu zerschneiden.

Der Riss – Lötkolben

Vielleicht ist das noch nicht der richtige Moment den Riss zu erstellen, aber ich wollte jetzt schon darüber reden weil er zum “Glasteil” gehört. Die einfachste Möglichkeit ist ein Lötkolben*. Stell aber bitte sicher, dass du gute Belüftung hast wo du arbeitest, denn die Dämpfe die Plastik beim Schmelzen abgibt sind nicht besonders freundlich. Wenn du einen Lötkolben hast bei dem man die Temperatur einstellen kann solltest du sie so niedrig wie möglich einregeln um solche Dämpfe weitgehend zu vermeiden.

Fang am besten damit an den gewünschten Verlauf mit etwas zu markieren was auf Plastik schreibt (ggf. basierend auf weiteren Teilen die dazu passen müssen), dann schmelze diese Linie vorsichtig auf. Der Rand ist nebensächlich, da er höchstwahrscheinlich später von der Explosion überdeckt werden wird.

Der Stöpsel

Nachdem du das obere Ende der Flasche getrimmt hast um das Gewunde zu entfernen würde ich eine Heißluftpistole* benutzen um den Rand leicht einzurollen. Sei vorsichtig das Plastik dabei nicht zu schmelzen, und dir nicht die Hände zu verbrennen. Handschuhe sind hier sehr empfehlenswert. Achte zudem darauf, dass sich der Rand nicht zu sehr wellt oder verbiegt.

Für den eigentlichen Stöpsel wäre meine erste Station ein echter Korken, eben aus Kork. Einen aus Holz zu drechseln oder zu sägen kann auch funktionieren, auch wenn die Endbearbeitung beim Drechseln natürlich viel einfacher ist. Am Ende soll der Stöpsel in die Flasche geklebt werden, aber für den Moment würde ich ihn noch lose lassen, nur für den Fall, dass etwas schief geht und die Flasche doch noch ersetzt werden muss.

Eine gute Idee beim Einsetzen wäre, das Plastik wieder leicht anzuwärmen bis es weich genug ist, dass es sich bündig an den Stöpsel anpassen kann. Dafür muss es nicht mal richtig heiß sein, und eine gute Verbindung reicht wahrscheinlich aus, um ihn an Ort und Stelle zu halten.

Die Bücher – Holz und Papier

Die einfachste Art die Bücher zu machen wäre es eine Box aus Papier mit den gewünschten Texturen und Texten zu versehen. Ich persönlich würde dafür Inkscape benutzen, aber das liegt hauptsächlich daran, dass ich damit schon in der Vergangenheit Papiermodelle gemacht habe. Aber Papiermodelle sind nicht nur ganz allgemein super, sie neigen auch dazu zerdrückt zu werden. Daher würde ich ein Holzbrett so zuschneiden, dass es die Größe der Bücher hat, und das dann mit Papier bekleben. Mit etwas Schleifen bekämst du so auch gerundete Buchrücken hin.

Die Papier-Buchhüllen selbst zu machen würde es dir erlauben die Titel die du haben willst auf die Buchrücken zu schreiben. Bei der zu erwartenden Größe kann es aber auch gut sein, dass sie keine erkennbaren Titel haben oder nur verschwommenen Text. Eine weitere gute Quelle wäre eine Bildersuche nach Scans echter Bücher.

Literatur niederlegen

Wenn es darum geht die Bücher zu platzieren empfehle ich Zufallsmuster. Denk auch daran, dass der Sand Platz brauchen wird, und das manche Bücher von dieser Schicht geteilt werden. Schneide sie grob entlang dieser Linie, was ein weiterer guter Grund dafür ist ein Stück Holz im Inneren des Buches zu haben. Ich würde eine Heißkleberpistole* benutzen um die Bücher zu setzen und an Ort und Stelle zu halten. Das erlaubt es den Kleber relativ versteckt zu halten, und auch die geteilten Bücher im nächsten Schritt zu platzieren.

Der Sand – Sand…

Für den “Sand der Zeit” oder was auch immer du meinst, dass diese Schicht repräsentiert, brauchst du zuerst eine Basis. Dafür würde ich dünnes Plastik benutzen, in entsprechende Form geschnitten. Und das ist keine einfach zu erratende Form. Sie muss nicht nur schief liegen, sondern sich auch verbiegen um den Spalt treffen.

Du könntest mit einem Stück Papier arbeiten um die Form anzunnähern, und problemlos von vorne anfangen wenn das nötig wird. Du kannst auch Teile wieder ankleben und Schnitte “rückgängig” machen, und weiter daran feilen bis das Resultat der Beschreibung entspricht.

In Form bleiben

Schwierig wird es, das Plastik für den nächsten Schritt in Form zu halten. Sobald der Sand drauf ist wird es seine Form nicht mehr nennenswert ändern, aber bis dahin muss es die Form beibehalten, die wir davon erwarten. Die einfache Möglichkeit ist meiner Meinung nach zwei gleiche Teile zu schneiden, dann Kleber dazwischen, und sie in Form halten bis der Kleber getrocknet ist. Aus diesem Grund solltest du einen Kleber nehmen, der zumindest ein paar Minuten korrigierbar ist und noch dazu Plastik klebt. Epoxy sollte funktionieren, aber um sicher zu gehen solltest du an einem kleinen Stück testen.

Versanden

Auf die Trennschicht gehört jetzt Sand. In diesem Fall ist die beste Methode Sand nachzuahmen tatsächlich echten Sand zu benutzen. Wenn du ihn mit Holzkleber mischst kannst du ihn in eine Paste verwandeln die du dann auf das Trennstück verstreichen kannst. Holzkleber haftet üblicherweise nicht auf Plastik, aber das macht keinen Unterschied mehr sobald die Schicht durchgetrocknet ist, und es gibt wahrscheinlich auch kaum Belastung für dieses Teil.

Wenn du Bücher vorbereitest hast, die aus dem Sand herausragen sollen, klebe sie mit Heißkleber ans Plastik bevor du den Sand-Mix aufträgst. Wenn du die Dinge etwas dynamischer gestalten willst versuch den Sand so zu formen, dass er sich um das Buch herum wölbt.

Die Explosion – Harzgießen und mehr

Sei gewarnt, dieser Teil wird kompliziert und funktioniert vielleicht gar nicht. Und in jedem Fall würde ich mich auf Frustration als festen Teil dieses Projektes einstellen. Außerdem wird das hier ressourcenintensiv werden, aber sparsam zu sein war nie Teil dieser Serie.

Schau weiter oben unter “Der Riss” nach wegen dem einbringen des Spaltes durch den die farbige Explosion kommen soll. Es ist wahrscheinlich am besten die Explosion erst zu machen und dann den Riss an ihre Form anzupassen.

Option 1: 2-Komponenten-Harz (halbwegs empfohlen)

Diese Art von Harz besteht aus zwei Komponenten, die in einem bestimmten Verhältnis basierend auf Gewicht oder Volumen kombiniert werden. Sobald sie gut gemischt sind härtet das Harz nach einer Anzahl von Minuten oder Stunden aus, abhängig von Marke und Produkt. Es gibt also ein Zeitlimit, und alles sollte bereit sein, bevor du die Komponenten zusammenbringst. Du brauchst dafür auch eine stabile Form, die hier sowieso das größte Problem darstellt.

Wachsform in Silikon

Für diese Methode brauchst du einen Block Wachs den du dann in die Form der Explosion bringst und am besten auch an den Riss anpasst (wenn du schon einen hast). Mit Wachs kann man gut arbeiten und Späne sowie Fehlschläge einschmelzen und nochmal benutzen. Mit einer Heißluftpistole* kann man die Oberfläche sehr schnell aufhübschen.

Sobald du die Form hast die du haben willst musst du sie in flexibles, wärmeresistentes Silikon einbetten. Die dafür nötigen Fertigkeiten kann ich hier nicht abdecken, denn ich habe das noch nicht oft genug gemacht. Daher empfehle ich dir dich an jemanden zu wenden der die Erfahrung hat, entweder direkt oder auf YouTube, um die besten Methoden für eine solche Form, die Platzierung der Entlüftungslöcher, und die besten Entformungstechniken zu lernen.

Dann schmilzt du das Wachs aus der Form. Das geht am besten in einem Toasterofen mit genug Zeit und einer Wanne um das Wachs aufzufangen. Denk daran, dass die Form zu kleinen Teilen und abbrechenden Tropfen neigt, oder Wachs vielleicht nicht richtig aus der Form schmilzt. Wenn deine Silikon- und Harz-Fähigkeiten dafür nicht gut genug sind sollte es zumindest deine Frustrationstoleranz sein.

Sobald die Form sauber ist kannst du sie mit transparentem Harz ausgießen, vielleicht mit ein paar Tropfen Pigmente. Versuche die nicht zu stark zu vermischen nachdem du sie vergossen hast. Lass alles aushärten, dann entferne die Form. Wenn alles geklappt hat hast du jetzt deine eigene eingefrorene Explosion.

Option 2: UV-Harz (experimentell)

UV-Harz* härtet wenn es mit UK-Strahlung in Kontakt kommt. Es wird allgemein für SLA-Drucker verwendet, kann aber auch mittels UV-LED oder gutem altem Sonnenlicht gehärtet werden. Hier muss ich etwas mehr spekulieren, weil ich keine dieser Optionen schon selbst probiert habe.

In die Sonne gießen

Nimm einen Behälter mit Wasser. Platziere ihn in direktem und, wenn möglich, kräftigem Sonnenlicht. Gieß das UV-Harz aus einer undurchsichtigen Flasche ins Wasser, am besten schon mit ein paar Spritzern passender Farbe drin. Die Idee hier ist, dass die Sonne das Harz härtet während es noch in “flüssiger” Form ist. Lass es zur Sicherheit länger in der Sonne, damit es gut durchhärtet, und entsorge das Wasser entsprechend der örtlichen Bestimmungen, denn UV-Harz ist weder gesund noch nett.

Plastikbeutelform

Nimm einen transparenten Plastikbeutel (wie einen Gefrierbeutel) und benutze eine Wärmequelle um die Seiten zusammenzuschmelzen um eine zweidimensionale Form der Explosion herzustellen, die du haben willst. Du kannst dir anschauen wie das ganze fertig aussehen könnte – und ob die Form dicht ist – indem du Wasser einfüllst. Wenn du zufrieden bist füllst du die Form mit UV-Harz, fügst ein paar Tropfen Farbe hinzu, und hängst den Beutel samt Harz auf. Dann härtest du das ganze entweder in Sonnenlicht oder mit UV-Lampen.

Je nach Harz und Dicke des Materials kann das auch mit 2-K-Harz funktionieren. Allerdings neigt es zu Wärmeentwicklung, und das kann den Plastikbeutel beschädigen, weshalb ich zu Vorsicht raten würde. Beispielsweise könntest du den Beutel zum Aushärten in kaltes yWasser tauchen.

Möglichkeit: Styropor

Vor einiger Zeit habe ich gesehen, wie John Zhu Kunst gemacht hat, indem er Harz in einfache Styropor-Formen goss. Das Harz hat dabei das Styrpor “angenagt”, und das Endresultat war organisch und komplex. Ich weiß nicht ob das für alle Arten von Harz funktioniert, und auch nicht, wie gut man das Ergebnis dann schleifen oder polieren kann. Eine Möglichkeit wäre, es in Lack zu tunken und abtropfen zu lassen. Sprühlack geht alternativ auch, kommt aber bei komplexen Geometrien vielleicht nicht überall hin.

Option 3: Zellophan?

Harz hat ein paar Nachteile – die Sauerei, die Gesundheitsrisiken, um vom Gewicht gar nicht zu regen. Ich denke du könntest eine ausreichend gut aussehende Explosion mit Zellophan* bekommen. Die Idee ist dabei es zu schichten, und die Heißluftpistole* zu benutzen um es sich leicht wellen zu lassen um Volumen zu bekommen. Das hätte auf jeden Fall die Vorteile sehr leicht zu sein, und sehr resistent gegen Brüche.

Alles zusammensetzen

Sobald du alle Teile beisammen hast musst du sie nur noch zusammensetzen. Dafür würde ich Epoxy benutzen, und du solltest alles erst mal trocken zusammensetzen um zusätzlichen Stress zu vermeiden. Davon hattest du wahrscheinlich schon genug beim Gießprozess, wenn du diese Option genutzt hast.

Gedanken über die Destillierte Bibliothek?

Ich bin mir bewusst, dass dieser Post ein Bisschen wie eine Wand aus Text wirkt. Um so dankbarer bin ich, dass du es bis hier unten geschafft hast. Während ich nicht erwarte, dass irgendjemand versucht die destillierte Bibliothek nachzubauen, denke ich durchaus, dass hier einige interessante Techniken verbaut sind, die dein nächstes Projekt bereichern können.

Lass mich wissen was du hiervon mitnehmen konntest – am besten indem du meinem Discord beitrittst! Ich bin immer auf der Suche nach Ideen und Rückmeldung, wie ich meine Beiträge knapper und hilfreicher machen könnte. Außerdem gibt es hier noch andere Projekte um dich zu inspirieren. Und wie immer, denk daran dich inspirieren zu lassen!

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